Sultanat Oman – eine Perle im Mittleren Osten

Das Sultanat Oman liegt nur knapp sieben Flugstunden entfernt von München. Es überrascht mit zerklüftetem Hochgebirge, Oasen (sogenannten Wadis) in tiefen Schluchten und einem doch relativ angenehmen Klima (in den Wintermonaten). Der Großteil des Oman ist Steinwüste, es gibt jedoch zwei ausgesprochen großflächige Sandwüsten, die „Wahiba Sands“ im Süd-Osten und eine unerforschte Wüste an der Grenze nach Saudi Arabien und Jemen.

Wir fliegen von München in dieses Land, das in so vielen Bildern in unseren Köpfen eine Vorstellung von 1001 Nacht zaubert, wie wir sie bis dahin nicht für möglich gehalten haben. Ausschlaggebend für unsere Reise waren unter anderem die Ambition in einem Land zu klettern, in dem wir auch neue Routen erschließen können, und das an sich noch viel Potential bietet.


Im Oman wird uns schnell klar, dass diesem Land alles Große, Laute, Anmaßende fehlt (wobei sich hier Groß auf die Kommunen bezieht). Schnell wird auch klar, dass wir mit unserer westlichen Hektik hier entschleunigen müssen. Unser Ziel ist es ja neben neuen Kletterrouten zu erschließen, v.a. auch Land, Leute und Kultur wahrzunehmen, einen Eindruck zu erlangen, wie hier gelebt wird. Wir wollen dieses Leben erleben, bis ins kleinste Detail, dafür haben wir uns vier Wochen Zeit genommen.

In den ersten Tagen wird uns vor allem bewusst, mit welcher Freund- und Herzlichkeit die Menschen hier miteinander leben. Eine enorme innere Ruhe liegt diesem fremden Land inne. Die Menschen strahlen Stolz und Respekt aus und geben einen ganz neuen Eindruck von Menschlichkeit, weit ab von IS und anderen Klischeebildern, die wir im Westen aus dem Fernsehen und der Zeitung kennen.

Die Infrastruktur des Landes lässt eine gemütliche Reise im ganzen Land per PKW zu, wer jedoch in die kleinen Dörfer oder ins Gebirge will, wollte sich ein Vehikel mit Allrad zulegen (am Rande, es lohnt sich, auch wenn das dann etwas mehr kostet). Offroad auf Nicht-Sandpisten ist so auch für Anfänger möglich (zum Beispiel in die Wadis zu fahren). So manche Bergpiste wird unvermittelt eng und steil, wenn man das Auto jedoch ein bisschen antreibt kommt man fast überall hin.

Von Muscat nach Salalah:

Unsere Reise startet in Muscat. Wir haben keine Hotels gebucht, da im Oman fast überall campen erwünscht ist (wie in den meisten Nomadenländern). Mit Hängematte, Zelt und allen anderen Utensilien bewaffnet geht es mit unserem Mitsubishi Pajero 3.8 V6 los durch das uns so fremde Land.


Erste Station ist Sur, eine wunderschöne Hafenstadt an der Ostküste. Auf dem Weg dahin empfiehlt es sich einen Abstecher zum „Bimmah Sinkhole“ (23.036005 N, 59.072026 E) zu machen und anschließend auf gar keinen Fall am „Wadi Shab“ und dem „Wadi Tiwi“ vorbeizufahren. Im Wadi Shab (Red Bull Cliff Diving  Location 2012) finden sich wunderbare Wasserpools mit kristallklarem Wasser. Nach einer kurzen Überfahrt mit dem Boot lohnt es sich, diese Pools zu durchschwimmen und am Ende in eine Felsengrotte mit Wasserfall zu tauchen. Für uns eine gigantische Erfahrung und ein Beweis für die anmutige Schönheit dieses Landes. Im Gegensatz dazu steht das Wadi Tiwi. Hier lohnt es sich zu Fuß hineinzulaufen und dem fast schon anspruchsvollen Pfad möglichst weit zu folgen, am Schluchtrand entlang bis weit ins Wadi hinein. Die Kulisse entlohnt auf jeden Fall. Eine weitere Möglichkeit hier bietet sich uns, als wir auf gut Glück und mit etwas Offroadwahnsinn dann noch mit dem Auto ins Wadi fahren. Hier immer der Straße nach und zwischen Palmen und über Pisten mit knapp 50° Steigung geht es immer höher hinauf. Eine anspruchsvolle Fahrt, die nach ca. 90 Minuten mit einem Spaziergang durch einen Terrassengarten bis an den Abgrund eines Wasserfalls mitten im Nirgendwo führt.


Von den Wadis geht es weiter bis in die Hafenstadt Sur, die vor allem nachts eine unbeschreibliche Kulisse bietet und zum bummeln in den kleinen Gassen einlädt. Hier kommt man relativ schnell mit der örtlichen Bevölkerung in Kontakt und kann das Leben im Oman hautnah miterleben.


Von Sur empfiehlt es sich die Küstenstraße nach Salalah in einer zwei- bis dreitägig gestaffelten Fahrt zu machen. Landschaftlich unschlagbar und direkt an den „Wahiba Sands“ vorbei. Empfehlung: nicht auf eigene Faust in die Wüste fahren, hier ist Offroad Erfahrung Pflicht.

Auf dem Weg nach Salalah machen wir noch einen Abstecher auf die Insel Masirah. Wie wir schnell merken, wenig lohnend. Nach einer 90-minütigen Schiffahrt kommen wir auf einer toten Insel an, die sich innerhalb weniger Stunden mit dem Auto umrunden lässt und nur wenig mehr bietet als vermüllte Strände und totes Land. Hier treffen wir dann noch auf zwei Kamele, die doch sehr zutraulich sind und den Tag retten. So langsam gewöhnt man sich an das Land und seine Eigenheiten hier.


Salalah, das heißt weißer Sandstrand, kristallklares Meer und eine Stadt mit einem sehr empfehlenswerten Souq (Markt). Salalah, die Weihrauchstadt des Sultanat Oman, fast südlichster Punkt des Landes und Halbzeit unserer großen Rundreise. nach zwei Tagen voller Videomaterial und Bilder machen wir uns auf den Rückweg nach Norden. Unser neues Ziel ist das „Wadi Bani Khalid“, das uns von der Bevölkerung immer wieder ans Herz gelegt wird. Wir kennen uns inzwischen mit den landestypischen Gegebenheiten aus und fühlen uns immer wohler hier.


Nach 1200 km und 12,5 Stunden Fahrt kommen wir an im „Wadi Bani Khalid“ und schlagen hier unterm Sternenhimmel noch schnell das Zelt auf. Am nächsten Tag wollen wir die kristallklare Wasserpools mit ca. fünf Meter hohen Klippen besuchen. Dieser Tag spielt ist ein Ruhetag, ein Tag zum Genießen der inzwischen gar nicht mehr so fremden Landschaft. Ein Tag mit viel Spaß, Sonne und Deep Water Soloing. Wir tanken Kraft, weil wir am nächsten Tag einen Abstecher in die „Wahiba Sands“ wagen.

Es geht früh los und nach einem spontanen Ausflug zum Markt in die „Wahiba Sands“ auf Sandpiste mit 150 km/h, vorbei an den Sanddünen und Kamelherden über Wellblechpiste und durch den Sand. Ein Erlebnis der ganz anderen Art, bei dem die ganze Zeit die ‚Geschwindigkeitsüberschreitungsanzeige‘ ihren Pfeifton abgibt (Im Oman ist 120km/h Höchstgeschwindigkeit!). Inzwischen löst das Land etwas aus, das ein Wohlfühlen und Angekommen-Sein, ein Gefühl der unendlichen Freiheit ist.Wahiba Sands mit Andi und Benny
Hier befinden wir uns aber auch an einem Wendepunkt unserer Reise. Es geht von den unendlichen Weiten zurück in den bergigen Teil im Sultanat Oman und zur eigentlichen selbstauferlegten „Mission“. Wir gehen endlich Klettern und suchen einen neuen Sektor, den wir erschließen können.

Hajar Gebirge (Anregung):

Mit dem Auto ins Hajar Gebirge, durch den „Gubrah Bowl“ mit seinen dolomitengleichen Felsmassiven hinauf auf 1500 Meter, auf den „Jebal Shams“, Omans höchsten Berg mit 3009 Metern, Nizwa, die ehemalige Hauptstadt mit dem verschiedenen Souqs, die am Markttag inlusive Viehmarkt zum Bummeln und Staunen einladen. Diese drei Ziele besuchen wir um unter anderem in der näheren Umgebung zu klettern. Als Reisender in und um das Hajar Gebirge sollte man diese Ziele jeden Fall besuchen (die beiden ersteren sind nur mit offroadfähigen Fahrzeugen zu erreichen), um das Flair des Landes nochmals aus einer ganz besonderen Perspektive wahrzunehmen. Die strapaziösen Offroad-Fahrten in diese Höhen lohnen sich und geben neben Adrenalin während der Fahrt durch Sand, Kies und 60° Steigung entlang an tausend Meter Abgründen bei der Ankunft am höchsten Punkt eine nachfolgende innere Ruhe die sich nicht in Worte fassen lässt.. Neben den kargen Weiten, die wir am Anfang erleben konnten, blühen wir hier in diesen Höhen und der unbeschreiblichen Landschaft erneut auf. Wir fühlen zuhause hier, wir sind wirklich angekommen und kein Mensch auf der Welt kann uns dieses Gefühl mehr nehmen. Wir sind da, in genau diesem Augenblick gehören wir nur hierhin.

Tips und Tricks:

Campen ist im Sultanat Oman fast überall erwünscht, Hotels sind relativ teuer
Offroad (außer in den Sandwüsten) ist oftmals auch ohne große Vorerfahrung möglich, wir empfehlen daher auf jeden Fall ein Allradfahrzeug zu mieten (vor allem hat da mehr Gepäck drin Platz) 
Tankstellen finden sich in jeder größeren Ortschaft, Benzinpreise liegen bei 0,28 EUR/Liter, eine Tankfüllung mit 80 Litern kostet ca. 19,- EUR
Verpflegung: an jeder Ecke steht ein Coffeeshop (hier gibt es Fastfood und Tee/Kaffee) oder ein Restaurant (meist indisch, aber auch pakistanisch, türkisch, omanisch). Essengehen ist billiger (zwischen 1-3 Euro für ein Abendessen) als Selbstversorgung.
SIM-Karte am Flughafen holen und Datenvolumen dazubuchen, hilft oftmals bei der Orientierung, mobiles Internet ist fast überall verfügbar
Städtenamen variieren in ihrer Schreibweise sehr stark, das verwirrt anfangs dann sehr, legt sich aber mit der Zeit.
Reiseführer: unbedingt einpacken, am besten einen für Individualisten und Entdecker
Mutig sein – trau dich etwas zu erkunden im Oman, einfach mal drauf los und nicht schüchtern sein. die Omani sind sehr offen für Gäste.