Nachdem im September ja bereits der Lehrgang 1 zum DAV Trainer C Sportklettern Breitensport ein mega tolles Erlebnis war, konnten die Erwartungen an den Lehrgang 2 nur enorm groß sein. In Absprache mit ein paar Mitstreitern vom letzten Lehrgang sollte diesmal die Destination für den Outdoorteil der Ausbildung das Ötztal werden. Granit, Gneis, gute Absicherung, schöne Klettergärten und ein gewisses Vorwissen zu einigen Routen schienen da die entsprechenden Faktoren zu sein (mal abgesehen von der Heimatnähe).
Chronologisch gesehen ging es am vorletzten Sonntag los. Susanne (ebenfalls im letzten Kurs dabei gewesen) kam mit dem Zug aus München und dann gings ab auf die Autobahn und Richtung Kletterei und Input am Anfang des Ötztals. Das Hotel Ambachhof steht direkt neben der Ötztal Tourist-Info und bietet damit einen optimalen Ausgangspunkt zu allen Felsen – auch zum Gebiet Sautens Rammelstein, direkt vor der Haustüre und damit auch die erste Wahl für ein erstes Einklettern vor Kursbeginn. 18:00 Uhr Treffpunkt im Hotel mit vielen fremden und neuen Gesichtern und einem bekannten Gesicht in Form von Dominik. Leider mussten wir schmerzlich auf Inge verzichten, denn bei der lief es alles andere als Rund 🙁 Aber für Inge hatten wir immer den neusten Stand und ein paar Bilder…
Am ersten Abend dann ein allgemeines Kennenlernen, Rantasten und „Mal-Fühlen“, wie die anderen denn so drauf sind, allerdings sollte das nicht lang gehen, denn die Gruppe war definitiv eine gute Gruppe und somit schnell „nah beinand“. Die Ausbilder, eher unscheinbar, in Gestalt von Toni, Jörn und Stefan erstmal definitiv brauchbar und bestimmt erfahren. Was wir nicht wussten, Toni Gutsch war bereits mit den Huberbuam und Conrad Anker 1997 am Latok II und durchstieg die Westwand des 7.108 Meter hohen Berges in bester Big Wall Manier und Jörn Heller, aj der hat eine Firma mit seinem besten Freund Robert Jasper und ist definitiv ein Urgestein auf dem Bergführermarkt, außerdem hat er den Kontrabass auf den Mont Blanc geschleppt für das Konzert von ZAZ (E.O.F.T 2012/13). Also definitiv zwei die Ahnung haben (allerdings haben wir das meiste dann erst am Ende des Kurses bzw. danach erfahren…)
Kurzer Umweg zum ersten Abend… Mit Stefan durfte dann auch gleich die halbe Gruppe nach dem Abendessen in Form eines 4 Gänge Menüs plus Pizza, die erste Einheit für den nächsten Tag an der Engelswand in Tumpen vorbereiten: FLORA – ein wichtiger Teil bei der Ausbildung zum DAV Trainer C Sportklettern Breitensport II
Thematisch ging es vor allem um abiotische und biotische Faktoren, die eine Felswand oder einen Felskopf zu einem besonderen Biotop machen und eine Vielzahl an Reliktpflanzen aus der Eizeit oder Endemiten (ultralokale Pflanzen) beherbergen können. Definitiv spannend zu wissen und v.a. auch zu sehen – an der Engelswand in Tumpen. Zum Thema Ökologie gesellte sich dann an Tag zwei noch ein Sicherungs- und Sturztraining – Lieblingsdisziplin, das Herz hüpft, der Kopf eiert und der Magen dreht sich im Kreis. Aber was muss, als Trainer, das muss eben und mit viel Vertrauen in die Sichernden (alle erfahren und wirklich gut) und einer gehörigen Portion Mut war das Training ein echt guter Einstand für die Gruppe und das Gruppengefüge und natürlich auch für die restliche Woche. Großer Pluspunkt, Stürzen macht Spaß, wenn der Sicherer entsprechend dem Gewichtsverhältnis aktiv nachgeht und somit ein Sturz butterweich wird.
Nicht vergessen: Partnercheck, damit auch ja nix schiefgeht und irgendwer durchsegelt oder fliegen anfängt bzw. dann in den Wandfuß einschlägt!
Abends durfte dann der zweite Teil der Gruppe den nächsten Tag vorbereiten: FAUNA
Am Tag drei gings mit Sack und Pack und allen nach Längenfeld in den Klettergarten Oberried. Thematische Orientierung heute: Fauna und alles was kreucht und fleucht und fliegt und sich an einer Wand tummeln kann und warum die Felsen wegen Uhus und Wanderfalken gesperrt oder wie in Franken zoniert werden und was das für uns Kletterer heißt. Fauna am eigenen Leib durften einige erleben, denen die Kühe in die Rucksäcke schnupperten und den ein oder anderen Leckerbissen stibitzen konnten.
Nebst Fauna hatten Toni und Jörn dann noch eine Lehrdemonstartion, denn am nächsten Tag sollten alle eine Lehrübung durchführen und dazu gehört erstmal, dass man sich bei den Bundeslehrteam-Mitgliedern anschaut, wie die das alles machen würden. Also aufgepasst und zugeschaut, methodisch einwandfrei, Geländewahl hätte nur minimal verbessert werden können, in der Feedbackrunde von sich selbst überzeugt und von uns darin bestätigt. Haben beide wohl schon öfter gemacht und beweisen eine gewisse Grundsolidität. Deswegen lernen wir für den DAV Trainer C Sportklettern Breitensport bei eben zwei brutal Erfahrenen.
Mit ein bisschen Klettern und „Drüber-und-Rauf“ geht es dann in den Abend hinein, ich schaffe es sogar noch eine 6c zu projektieren und anzusteigen, inkl. mehrfachem Sturz. Der Kopf ist da, das Herz ballert immer noch wie blöd, aber insgesamt ist alles schon viel ruhiger und die Stürze sind damit erstmal Teil des Klettern geworden, hoffentlich bleibt das die restliche Woche noch so…
Tag vier beginnt nach abendlicher Vorbereitung dann mit den Lehrübungen. Oberried bietet hier viel Platz und Potenzial für alle Zweierteams, um Themen wie „präzises Treten“, „Clippen aus stabiler Position“, „Fädeln am Umlenker“, „Abseilen“ und „Spreizen und Stützen“ umzusetzen. Der Tag an sich ist geprägt von vielen Übungen zu allen Bereichen, viel Input und Wissen, Feedback und Ausprobieren und natürlich ganz viel Selbsterfahrung und Lernen dürfen. Zum Beispiel einen Boulderquergang mal nur mit Stöckchen zum Abstützen, präzises Treten auf kleinen Steinchen, die auf den Tritten liegen oder Verschneidungsplatten klettern nur mit Spreizen und Stützen ohne Griffe zu benutzen. Ebenso spannend auch die Einheit mit Abseilen, bei der unser Aspirant alle Hände voll zu tun hatte, damit auch ja keiner abstürzt, alles hintersichert ist und sogar zwischen Zugsicherung vom Boden und Kurzprusiksicherung unterschieden wurde. Spannend diese Tatsache mit der Zugsicherung, denn dabei gibt der Kletterer sein Leben hängend am Tube in die Hände seines Zugsicherers, der durch Zug am Boden bestimmen könnte, wie hoch die Reibung und damit auch die Ablassgeschwindigkeit ist.
Das allabendliche Programm nach dem Essen besteht inzwischen aus Theorieprüfungsvorbereitung und dem Lernen der einzelnen Themenblöcke aus den Bereichen Trainingslehre und Jugendtraining, Ökologie, Sicherungstheorie, Ausrüstungskunde, Methodik, Bewegungslehre und Krisenmanagment. Die Runde die sich da immer zusammengefunden hat brillierte durch Schwarmwissen und Gruppenkompetenz und jeder profitierte irgendwie von allen… Lustige Frage-Antwort-Spiele und Fachgesimpel taten ihr übriges, damit die sommerlichen Abende die Fußball-WM fast wie vergessen machten – wir wollen ja schließlich auch DAV Trainer C Sportklettern Breitensport werden und nicht Fußballtrainer.
Der fünfte Tag stand ganz im Zeichen des Projektieren. Technik und Taktik, Ausbouldern, Probieren, Zuschauen, Problemlösung, Stuhlkreis und Gedankensprünge, Einrichten und viel Fotografie und damit ein toller Tag an der Engelswand in Tumpen. Leider war es mir nicht vergönnt ein 6c+ Projekt zu durchsteigen, die Kletterei lag mir einfach überhaupt nicht. Das interessantere Projekt daneben, ebenfalls 6c+, wurde nach kurzer Zeit und in Rücksprache mit Jörn Heller als nicht-machbar abgestempelt, da relativ klar erkenntlich ein Griff fehlte und somit die Züge vor dem ersten Restpoint nicht machbar waren. Eine Alternative gab es zwar, aber mit der war die Route wohl eher im 7a+ Bereich anzusiedeln, allerdings für mich als Kochelkletterer ein Zug, wie er im Kochelführer steht, vom Untergriff zur Leiste, voll aufgespannt.
Ich habe mich dann auf die Fotos konzentriert und noch eine 6b durchstiegen, die mich dann im letzten Clipper (dank Z-Clip) zum Abbrechen verdammte und somit auch der Flash dahin war, allerdings im Rotpunkt auf Versuch zwei, ging es dann gut durch in einer wahrlich schönen und herzerwärmenden Route.
Der sechste Ausbilungstag führte dann wieder zum Ernst des Lebens und natürlich zu den am Vorabend ausgelosten Prüfungsthemen für die Methodikprüfung. Die sollte diesmal leider nicht am Fels stattfinden, sondern in der Kletter- und Boulderhalle in Imst. Eine alte Halle, interessante Architektur damals, aber cooles Zeug drin und viele viele Möglichkeiten, geeignetes Übungsgelände zu finden (leichter als am Fels). Und so haben alle Paarungen für ihre Lehrversuche gefunden und gesucht und alle Themen konnten gut abgehandelt werden. Input gab es zur Klettertechnik aus den speziellen Bereichen „Drüber und Rauf eingedreht“, „Entkoppelt antreten“, „einfache Dynamos“, „Standardbewegung im überhängenden Gelände“ und „Hüftauslösung“. Für jeden von uns spannend sich mit der Thematik nochmal genau auseinanderzusetzen und auch die einzelnen Themen im eigenen Klettern nochmal anzuschauen und umzusetzen. Die Meldung, dass alle bestanden haben, war dann auch gleich im Anschluss ausgeplaudert und das nimmt dann sicherlich dem ein oder anderen auch ein bisschen Druck.
Zurück auf der Hotelterasse bekamen alle die Theorieprüfung ausgehändigt und durften 90 Minuten (aber wieso so lang??) die Fragen beantworten, die an den letzten Abenden gemeinsam gepaukt wurden. Auswertung gabs direkt im Anschluss und auch hier alle bestanden, ein Großteil sogar gut bestanden. 2/3 der Prüfung geschafft und am Kletterkönnen sollte es ja wohl nicht scheitern – oder?
Der Abend war dann geprägt von der Frage „was tun, wenn lernen nicht mehr nötig ist?“, die Lösung: Tischtennis, Rundlauf mit allem was als Schläger herhält (Handys, Schuhe, Bücher, Serviertablets, Fließen, etc.). Ausgelassene Stimmung am Tisch und viel Spaß bis in die Nacht hinein.
DIe ausgelassene Stimmung war am nächsten morgen leicht getrübt, denn der letzte Tag mit Überprüfung des persönlichen Kletterkönnens stand an. Der Fels war bereits klar und ich muss sagen, dass ich mich persönlich sehr gefreut habe über die Tatsache, dass wir nach Sautens in die Sektoren Rammelstein und Jonathan gefahren sind. Fast alle Routen da sind kletterbar gewesen und der Schwerpunkt für unsere sechs Punkte (die mussten erreicht werden zum bestehen) lag auf einem breiten Angebot 6a/6a+. Damit war auch klar, wenns schnell gehen soll reichen zwei Routen, wenns ganz safe gehen soll, dann gehts gut mit drei Routen. Drei Stunden Zeit sollten gut reichen um das zu schaffen. Sollte auch für alle so sein und trotzdem war es gegen Ende dann enorm spannend und die Gruppe als Team zeigte nochmals ihre Stärke. Nach 40 Minuten hatte ich die safen Punkte geholt mit drei Routen die Wertung für 6a abgaben und war damit der dritte im Bunde der fertig war. Schade, denn der Plan war eine 6b angehen und dann notfalls über zwei 6a+ einsammeln. Da wir aber in zweier Teams gearbeitet haben und mit Rücksicht auf meinen Partner lieber sicher und taktisch vorgehen, damit es beide gut schaffen, für mehr Klettern war ja notfalls noch Zeit. Allerdings sollten die drei Stunden für einen Teilnehmer schneller rumgehen, als ihm lieb war. Also Spannung kann er – nach zwei Stürzen gabs dann kurz vor Schluss vier Punkte auf der Liste und damit Zeit für eine Route volles Risiko – mit 6a+ und dem ganzen Team unten stehend und mental nach oben schiebend. Gecoacht von zwei die diese Route bereits abgehakt hatten und mit starkem Willen ging es auf die letzten Minuten nach oben an den Stand. Und damit war klar, die ganze Truppe hatte alles bestanden und ein Teamgefüge entwickelt, dass selbst für mich als Sozialpädagogen in so kurzer Zeit kaum für möglich gehalten wurde.
Im Anschluss an die theoretische Prüfung zum DAV Trainer C Sportklettern Breitensport natürlich noch eine kleine Einheit zum Outdoorschein und dessen Abnahme in Prüfungsmanier, damit wir das auch mal gemacht haben und wissen, wie das draußen geht (aus der Halle ist das ja bereits bekannt), Gruppenfoto und dann ein schönes halbkühles naturtrübes Radler.
Nach dem Radler dann Treffpunkt im Hotel, Abendessen, Ratsch und Tratsch, für einige von uns bereits Packen, denn am Sonntag sollte es keinen Input mehr geben, der Kurs war offiziell mit dem Abendessen vorbei und dann irgendwann nach Hause zurück.
Zehn neue DAV Trainer C Sportklettern Breitensport hat der Verein mit uns gewonnen und an dieser Stelle möchte ich mal Danke sagen, Danke an Jörn und Toni und Stefan für das Coaching und die Kursbegleitung, danke an alle die dabei waren und die Woche einfach zu einer sau starken Woche gemacht haben und danke auch an die Sektion Tölz für den Support und die Möglichkeit und zu guter Letzt danke an Anna, dass du mich solang entbehren konntest und mir die Freiheit gibst, das alles zu tun…
Stay tuned, ab jetzt gibts Kurse und Trainings auf dem aktuellsten Stand der DAV Lehrmeinung bei KletterPuls…