Die letzte Woche war hoch interessant, super spannend und gefüllt mit vielen Inputs, Kletter-und Bouldersessions, Theorie und Praxis, Lehrübungen, einer Prüfung über das persönliche Kletterkönnen und der geballten Kompetenz des Bundeslehrteams des DAV im DAV Kletterzentrum Allgäu in Rieden, sowie dem Kraftwerk – der Boulderhalle im Allgäu. Alles im Rahmen der Ausbildung zum DAV Trainer C Sportklettern Breitensport.
Aber von Anfang an und ganz langsam, damit ich auch nichts vergesse:
Start war am Sonntagabend mit Treffpunkt an der Kletterhalle in Rieden mit kurzer Vorstellungsrunde und kurzer Info, was wann wie und wo läuft und ansteht, anschließendes Abendessen in großer Runde im Hotel.
Richtig los ging es dann am Montag in der Früh mit Frühstück, Essen besorgen (sollte zum täglichen Morgenritual werden) und der gemeinsamen Fahrt in die Kletterhalle. Es war zu erahnen, dass wir jetzt auch wirklich mal eine komplette Woche quasi zwischen Plastikgriffen, Chalk und Kletterseilen leben würden. Aber hey, coole Sache, eine Woche nur der Leidenschaft frönen. Punkt 9:00 Uhr ging es los (akademisches Viertel mit eingeplant). Die Themen für den ersten Tag: Anseilen und Partnercheck, Sicherungspraxis, Demonstration der Sturzweite, Lehrdemo Bodennah sichern, Falltest, Sicherungstraining, Kletterschein, Klettern und Sichern. Besonders der Teil mit der Demonstration der Sturzweite hatte es in sich, denn wer denkt denn in der Halle schon dran, dass vom 6. Haken noch relativ unproblematisch ein Bodensturz möglich ist?
Unsere beiden Ausbilder Hans und Christoph haben da volle Arbeit geleistet und eine tolle Einführung in die Woche gegeben und auch die Gruppe hat sich an diesem Tag schon mal sehr gut zusammengefunden. Wir durften dann auch gleich mal noch beiden Ausbildern den Vorstiegsschein abnehmen, den leider beide nicht bestanden haben aufgrund einiger gravierender Fehler. Da half dann auch keine harte Diskussion. Nach einigen Routen zum Austesten der Halle sind wir dann umgehend wieder ins Hotel zum Abendessen. Einige Anspannung hing an dem Abend dann noch in der Luft, denn morgen sollte das “persönliche Kletterkönnen” demonstriert werden und das in einer eigentlich noch fremden Halle mit ungewohnten Griffen, einer für viele ungewohnten Höhe und Routenführung.
Tag 2 im Lehrgang 1 zum DAV Trainer C Sportklettern Breitensport. Dienstag ist Nervositätstag. Auf dem Plan: Aufwärmen und Einklettern, Prüfung Persönliches Können, Ausrüstungskunde, Trainingslehre, Theorie und Praxis Methodik, Lehrübungen ausgeben und coachen. Das Schöne an all den Befürchtungen und Hirngespinsten zur Prüfung: Es kommt meist nicht so schlimm wie gedacht und auch ein Teil von uns hat quasi ganz umsonst rumgeeiert. Nach einer netten Aufwärmrunde bestimmte Hans die drei Prüfungsrouten, aus denen zwei Rotpunkt in maximal vier Versuchen innerhalb zwei Stunden geklettert werden sollten. Wer schwerer geklettert ist, hat damit eine Route gespart (so oder so ähnlich, da schwerer ja auch gleich… ach du weißt schon). Alle drei Routen wurden einmal exemplarisch gezeigt, eine wurde nach Sturz des Ausbilders (lockerer Tritt) aussortiert und neu belegt und dann von allen Teilnehmern, Stück für Stück abgeklettert und auf einer Liste abgetickt. Verantwortung lag bei jedem Teilnehmer selbst und das nahm dann schon mal ziemlich Druck raus. Im Anschluss war die Gruppendynamik merklich befreiter und dynamischer als bisher eh schon und die Köpfe waren frei für die kommen Tage mit allen Inputs.
Austrüstungskunde, Normen, Kräfte und Wirkungsgrade in guter Runde mit allen im Seminarraum, anschließende Eindrücke zur Methodik von Praxis und Theorie und dann schon die ersten Lehrübungen verteilen, welche dann noch eine Vorbereitungszeit bis zum nächsten Tag hatten und in Kleingruppen gehalten wurden. Ich durfte mich mit dem Thema “Sichern mit Halbautomaten aus der Gruppe der Hebelgeräte (GriGri, etc.)” beschäftigen. Alles wichtige Lehrinhalte für einen ausgebildeten DAV Trainer C Sportklettern Breitensport.
Am Mittwoch dann die vorbereiteten Lehrübungen zur Sicherungskompetenz, und weiter Praxis- und Theorieinputs zu den Themen Kinder Sichern, Spielformen für Kinder und Jugendtraining, Kursmitte mit Rückmeldung. In den Kleingruppen der Lehrübungen wurden dann didaktische und methodische Vorgänge erörtert und durch Feedbacks unterstützt und auch die Rückmeldungen der Ausbilder taten ihren Teil dazu, hier einen Eindruck zu verschaffen, wie sich ein Kurs aufbauen lässt und was wie vermittelt werden kann. Leider war der Mittwoch dann auch der Tag an dem wir uns schon von Hans verabschieden mussten, denn der war anderweitig leider schon verbucht gewesen und konnte nicht bleiben. Nicht die optimale Konstellation mit einem Schlüssel von 1:11 aber die Gruppe machte das wet und die Dynamik ließ auch einen solchen Umstand zu.
Donnerstag dann ein Settingwechsel in die Boulderhalle “Kraftwerk – die Boulderhalle im Allgäu”, die Christoph Gotschke selbständig betreibt und die uns allen echt imponiert hat. Ein durchdachtes Konzept mit tollen Routen und allem, was das Bouldererherz höher schlagen lässt – Trainingsbereich, diverse Neigungen, Wettkampfhöhe, und und und… Inhaltlich ging es an diesem Tag um Bewegungslehre, Lehrdemo “Drüber und Rauf”, Übungsgelände schrauben, Technikerwerb 2, Entkoppelt anlaufen, Techniktraining, Feedback mit Videounterstützung. Super, das alles in einer Boulderhalle zu machen, in der wir bis Spätnachmittag allein waren. Es ging viel um “offene Türen”, “Eindrehen” und das richtige Treten und Greifen, sowie den Ablauf der “Standardbewegung” als idealer Bewegungsablauf im Klettern, aber auch um Kaffee und Kuchen, Ratsch und Tratsch (nein das sind keine besonderen Moves o.ä.) und eigenes Bouldern und die eigene Technik inklusive einiger Trainingsmaßnahmen und möglicher Trainingselemente.
Und schon sind wir im zweiten Teil der Woche angelangt und es geht aufs Ende zu. Es ist inzwischen Freitag und wir haben Zuwachs bekommen durch Björn aus dem Ressort Ausbildung. Der kennt eigentlich seinen Schreibtisch inzwischen ganz gut und war da gerade froh mal was anderes sehen zu können. Thematisch ist er bei uns da auch genau richtig denn es geht um Lehrübungen ausgeben und coachen, Lehrübungen Klettertechnik, Funktionales Ergänzungstraining (eigentlich Ausgleichstraining, Ergänzungstraining wäre ja wieder was zur Verbesserung des eigenen Kletterns, der eigenen Kraft, etc.). Björn als ehemalige Sportstudent mit einem Schwerpunkt auf Sportklettern hatte da dann noch einige tolle Ideen, allerdings mussten erstmal alle Lehrübungen zur Klettertechnik und Bewegungslehre durchgebracht werden. Themenpool war alles, was gestern in der Boulderhalle schon passiert ist – offene Türen, Eindrehen, Treten, Greifen, Standardbewegung, etc. und auch hier ging es wieder um die didaktische und methodische Aufbereitung für Kruse mit unterschiedlichen Ansprüchen und auf unterschiedlichen Niveaus. Mit dabei wieder die Feedbackrunden, die immer wieder spiegeln, wo noch Potenzial besteht und was bereits schon gut läuft und durch die sich jeder bei jedem etwas abschauen kann. Der Tag an sich war schneller rum als gedacht und schon stand der Samstag vor der Tür mit den Themen Umgang mit Diskriminierung und sexualisierter Gewalt, Krisenmanagement, der DAV als Sportverband, Recht, Versicherung, Technikerwerb 3 Hüftauslösung, Projekt klettern, Feedback mit Videounterstützung. Also nochmal viel Input, aber auch die Möglichkeit sich zu überlegen, wie gehe ich denn ein Projekt richtig an und wie handhabe ich eine Vorbereitung auf ein Projekt. Hier war dann mal ganz viel Topropeklettern mit dabei und das Auschecken aller Einzelzüge bis ins kleinste Detail. Mir blieb da der Satz “da lerne ich die Route ja … auswendig” im Kopf und genau so ist es, beim Projekt analysiere ich die Route und versuche möglichst alles darüber zu wissen, notfalls bis dahin, dass ich weiß wo und wann ich atme oder ob da zwei oder drei Finger auf dem Griff liegen. Tolle Einheit mit viel Stoff zum lernen und üben.
Mit dieser letzten Einheit endete dann auch der Kurs wieder für alle, denn die Themen waren durch, die Köpfe voll, die Körper geschunden und trotzdem hing eine spürbar gute Laune im ganzen Raum.
Ich möchte mich bedanken, beim DAV für die Orga, aber vor allem bei den Ausbildern, die den Lehrgang 1 zum DAV Trainer C Sportklettern Breitensport in der Woche echt gut gemanaged haben und natürlich bei der supercoolen Truppe, von denen sich hoffentlich einige bald im Lehrgang 2 wiedersehen. Die Planungen laufen bereits.