Die letzte Reise hatte eigentlich einen lustigen Beginn und so gar kein richtiges Ziel. Außerdem war relativ schnell klar, dass wir in Deutschland bleiben und ein paar schöne Ecken erkunden. Ein guter Mix aus Klettern und Reisen sollte es werden. Ersteres blieb dann letztendlich auf der Strecke, ließ aber dadurch viel Raum für die Fotografie und andere Dinge, die diesen Trip zu einem besonderen gemacht haben.
Absolutes Highlight dieser Reise, war die neue Wohnform: Kein Campingplatz buchen, kein Zeltaufbau, kein Schlafsack, kein Hotelbett, kein Zimmer buchen – Dachzelt hieß die Lösung. Und ja es ist der absolute Wahnsinn. Parken, aufklappen, schlafen, zuklappen, weiterfahren (mal so im Schnelldurchlauf). Eigentlich müsste man eine Ode an das Dachzelt schreiben. Unser geliehenes Modell von Autohome, ein Columbus mit Schrägdach, war ein wahrlich guter Begleiter und ein wunderbares Zuhause. Insgesamt haben wir 48 Stunden im Auto verbracht und über 3000 km zurückgelegt – in 14 Tagen…
Gestartet sind wir wie immer in Bichl mit dem Ziel Elbsandstein/Sächsische Schweiz vor den Augen. Die Fahrt dahin ohne Probleme (es war die erste mit Dachzelt und noch viel Bibbern, ob das auch da oben bleibt und so) gemeistert und den ersten Abend an einem Fußballplatz geschlafen. Mit Dachzelt ist es nämlich – und das macht es so schön unkompliziert – egal wo du stehst, du kannst da schlafen, auf jedem Parkplatz oder an jedem Ort, denn es gilt als Parken, wenn das Zelt nicht über die Außenspiegel des Autos rausreicht (in ganz Europa). Am Morgen dann weiter zur Basteibrücke, die ja einen ordentlichen Eindruck von dem vermittelt, was Sandsteintürme sind und natürlich ein wahnsinniges Fotomotiv abgibt. Der erste Tag war somit geprägt von schauen, fotografieren und erstmal ankommen. Von der Basteibrücke ging es dann auf dem Rundweg noch durch die Schwedenlöcher und schon wars wieder Abend und Zeit das Zelt aufzuklappen.
Auf einem Waldparkplatz mitten drin, mit kleinem Bach zu Waschen verging die zweite Nacht wie im Flug und am nächsten Tag rief uns die Häntzschelstiege mit der Rundtour über die Wilde Hölle. Ein Klettersteig im Elbsandstein? Also so ein richtiger? Da waren wir uns ja nicht sicher, denn die Steige in den Alpen sind teilweise lang, da ja die Berge hoch sind und jetzt soll heir auch sowas sein. Naja, es war dann wirklich eher eine Stiege, aber eine schöne mit toller Routenführung, die dann auch im oberen Teil mitten in die Affensteine eindringt und den Kletternden oben quasi wieder ausspuckt. Ein tolles Erlebnis, auch mit Kindern mal machbar, aufgrund der Einfachheit. Und so bietet sich für Nicht-Kletterer auch die Möglichkeit, mit Fels in Kontakt zu kommen, aber gut gesichert nach oben zu steigen.
Vom Elbsandstein haben wir uns dann aufgemacht um auch Dresden zu erkunden, soll ja bekanntlich auch sehr schön sein. Außerdem stand ein bisschen Shopping auf dem Plan. Da wurde zum Beispiel noch ein Gürtel für die Zwischenstation in Hamburg benötigt und so Sachen halt. Dresden bietet architektonisch nicht wenige Bauwerke, die es wert sind mal gesehen zu werden. Das Wetter war gegen uns und statt Sonne zog der Himmel etwas zu und der Wind frischte auf. So gesehen perfekte Voraussetzungen für einen Stadtbummel und eine kurze Fotoserie aus Dresden mit einigen wichtigen Bauwerken. Aufgrund der Licht- und Wetterverhältnisse bot sich da dann auch an ein paar Versuche in Schwarz-Weiß zu starten.
Von Dresden führte uns unser Weg dann weiter in Richtung Norden, vorbei an Berlin, zu Freunden in Lübstorf bei Schwerin, direkt am Schweriner See. Da oben ist das Land dann schon so flach, dass ein Bayer nicht mal mehr einen Hügel ausmachen kann. Die Station für die nächsten Tage war ums Schloss Willigrad herum mit Grillen, Bogenschießen, See- und Waldspaziergängen, Kneipenbesuch und einem Abstecher an die Ostsee auf die Insel Poel gut gefüllt und dennoch sehr entspannt. Eine feste Dusche zu haben war schön und tat gut (ein kleiner Nachteil beim Dachzelt, denn die Sanitäreinrichtungen fehlen dann). Wir hatten Zeit uns auszutauschen, viele tolle Gespräche zu führen und von einem Tag in den nächsten zu leben, bis uns der einzige fixe Termin auf unserer Rundreise langsam aber sicher einholte.
Hamburg – unsere nächste Station war die Elbstadt mit den altbekannten Reeperbahn und den Landungsbrücken, den vielen kleinen südländischen Restaurants und natürlich dem Hafen. Unser eigentlicher Termin in Hamburg war aber ein anderer – König der Löwen. Das wohl beste Musical weit und breit und jemals. Vor über zehn Jahren war ich bereits dort und doch läuft es noch. Kleine Anpassungen an die heutige Zeit eingebunden in die wohl beste Disney-Geschichte aller Zeiten, getopt von lebensechten und wunderbar gestalteten Kostümen. Der Besuch von König der Löwen lohnt sich immer wieder und hat mich nicht zuletzt zurück in meine Kindheit versetzt, in der mein erster Kinofilm König der Löwen war.
Im Anschluss ans Musical ging es noch über die Reeperbahn und abends mit einer Lichterfahrt durch den großen Hafen (ursprünglich wollten wir die Speicherstadt erkunden, aber da haben wir wohl das falsche Schiff erwischt. Doch auch der Elbhafen bietet nachts eine ungewöhnliche und spannende Perspektive auf diese ganz eigene Industrie. Einziges Problem in Hamburg war der Schlafplatz und so haben wir uns entschlossen am rechten Elbufer aus der Stadt rauszufahren und am nächsten tag die Glückstadtfähre zur Überquerung zu nutzen.
Ziel nach Hamburg war dann natürlich die Nordsee und was bietet sich in kurzer Entfernung besser an als Cuxhaven und der Sahlenburger Strand – richtig, in dem Fall nichts. Also auf an die Nordsee. Ein paar Tage Strandfeeling, Wattwandern und die Seele baumeln lassen. Die Gezeiten an der Nordsee üben auf die Besucher eine enorme Anziehungskraft aus, denn nirgendwo auf der Welt wandert das Meer so sehr wie hier. So schnell das Wasser sich zurückzieht, so schnell ist es dann auch wieder da und allein dieses Spektakel mitzuerleben (zuletzt war ich selbst da vor über 20 Jahren) ist Grund genug den langen Weg in den Norden anzutreten. Einen halben Tag haben wir Cuxhaven durchwandert und auch der dortige Hafen mit Blick auf die weit draußen vorbeifahrenden Containerschiffe läd ein, einfach dazusitzen und die Langsamkeit und Gemächlichkeit im Norden zu spüren.
So schön es an der Nordsee sein mag, so sehr ist dies auch der Wendepunkt unserer Reise, denn ab hier geht es täglich Stück für Stück zurück Richtung Süden und somit auch Richtung Heimat. Eine schöne Vorstellung, langsam wieder nach Hause zu kommen, die Berge bald wieder sehen zu können und all die Erinnerungen bis zum aktuellen Scheitelpunkt unseres Trips mitnehmen zu dürfen. Allerdings auch Vorfreude auf die noch bevorstehenden Ziele. Ein Besuch in Nordrhein-Westfalen stand noch auf dem Plan. Ein Besuch auf dem Bauernhof mit Traktorfahren, Grillen, Pool, einer riesigen Menge Eis und ein bisschen Hilfsarbeiten auf dem Bau zum Beispiel. Doch bevor wir da aufschlagen gab es noch einen unerwarteten Zwischenstopp am Alfsee mit Übernachtung und Sonnenuntergang und einem Besuch in Deutschlands größtem Outdoorlabyrinth.
In NRW wartet dann auch die erste gute Klettermöglichkeit auf uns, die dann sofort zu Nichte gemacht wird vom Regen. Der hatte uns bisher immer verschont, meinte es immer gut mit uns und jetzt, kurz vor Duisburg schüttete es eimerweise vom Himmel. Kaum auf dem Parkplatz vom Landschaftspark angekommen, hörts dann aber auch abrupt wieder auf. Damit steht zumindest einem Bummel durch Deutschlands wohl schönsten Industrie-Naturpark nichts mehr im Weg und wieder fällt der Schwerpunkt statt auf Klettern auf die Fotografie. Eine Woche später soll hier der Petzl Ropetrip stattfinden. Eine wunderbare Location für so ein Event, die Kulisse ein absoluter Traum. Der Landschaftspark in Duisburg bietet Kletterbegeisterten enorm viele Möglichkeiten und der dort ansässige DAV hat ganze Arbeit geleistet und nebst Kletterrouten auch einen Klettersteig mit allen nur denkbaren Elementen, sowie einen großen Drytoolpark aufgebaut, der seinesgleichen sucht.
Vom Landschaftspark weiter Richtung Süden war dann noch ein Abstecher in Frankfurt geplant, ein Abend am Main entlang laufen und sich mit einer Freundin aus der Trainer C Sportklettern Breitensport Ausbildung Teil I unterhalten, über Wein reden (Someliers und Winzer haben da ein enormes Wissen und irgendwie ists auch super spannend) und einfach nochmal die letzten Züge der Reise genießen, bevors dann am Tag danach die letzten hunderte von Kilometern wieder ins bescheidene kleine Bichl im bayerischen Oberland geht – nach Hause.