Die letzte Woche war ich im Allgäu bei Edelrid in Isny zur Ausbildung für PSA Prüfung. Edelrid kennt ja so ziemlich jeder der schon mal nach einem Kletterseil geschaut hat oder Kletterequipment sucht. Die Jungs und Mädels sind da absolute Experten. Mein Anliegen war aber erstmal anderer Natur, denn als selbständiger Routenbauer und „Handwerker aus dem Seil“ sowie mit der Kletterschule, bin ich verpflichtet jegliches Equipment der PSA gegen Absturz das ich nutze, zu prüfen. Also habe ich kurzum die Ausbildung zum Sachkundigen als PSA-Prüfer (Persönliche Schutzausrüstung) nach DGUV 312-906 gemacht. Die Prüfkosten für Equipment sind nicht ganz günstig und so kommt mit einer jährlichen Inspektion von Equipment schon eine große Summe zusammen. Ich prüfe jetzt mein Equipment selber und kann den Service sogar noch für meine Kunden und Kollegen anbieten.
Aber um was gehts denn da eigentlich? Kann ich meinen Gurt nicht selber prüfen? – Kannst du, im Schadensfall kann die Versicherung da aber auch sagen, dass sie nicht zahlt. Und hier kommt die PSA Prüfung durch einen Sachkundigen nach DGUV 312-906 ins Spiel. Mit einem Nachweis durch einen zertifizierten Sachkundigen bist du auf der sicheren Seite. Und ja du kannst selbst prüfen, aber kennst du alle Normen und Zertifizierungen? Weißt du genau warum ein Gurt mit EN 12277 im Bergsport verwendet werden darf und einer mit EN 361 eben nicht? Und warum EN 354 Verbindungsmittel definiert und Bandschlingen da nichts zu suchen haben? All das ist Inhalt des Kurses bei Edelrid und gibt einen tiefen Einblick in das was möglich ist oder eben auch immer wieder schief läuft (Versicherungen zahlen nämlich auch dann nicht, wenn das Equipment für den Einsatz nicht zertifiziert war/ist).
Normen-Dschungel für PSA Prüfer
Neben den ganzen Normen gibt es bei Edelrid dann aber noch eine Werksführung durch die Seilproduktion und wir waren im Labor, um ein paar Sachen zu zerstören und zu schauen, wie diese sich verhalten, wenn sie an ihre Grenzen kommen. Wir haben quasi einmal den kompletten Prozess der Entstehung eines Seils durchlaufen, vom kleinen Faden bis hin zur manuellen Endkontrolle und der Konfektionierung und Verpackung. Bei Edelrid wird jeder Seilmeter der vom Band geht von einer Mitarbeiterin manuell geprüft – und das bei 8 Millionen Metern Seil allein im letzten Jahr.
Was die Labortests angeht, das ist eine wahnsinnige Geschichte. Ich habe ein paar „persönliche“ Funde aus meinem Heimatgebiet Kochel mitgenommen und war erstaunt und irgendwie aber auch verstört von den Ergebnissen. Details dazu gibts in den Videos unten, lohnt sich das anzuschauen um mal zu sehen was bei hoher Belastung mit dem ganzen Zeug passiert. Ganz unten dann noch ein paar Eindrücke vom Material über die Produktion bis hin zur Zerstörung.