Meran und Passeiertal

Kurzentschlossen und ohne jeglichen Plan. Das sind oft die Voraussetzungen für die besten Trips und Reisen. Da kann quasi nichts schief gehen und das wohl vor allem aufgrund der fehlenden Planung. Entschieden hat sich unser Teammember, Merinomate und [sn] Super.Natural-Ambassador Andreas mit Lebensgefährtin auch erst am Mittwoch Abend. Den Führer noch kurz in der Buchhandlung bestellt und am Donnerstag in der Früh noch abgeholt, denn in der Nacht auf Freitag sollte es schon losgehen, über Kochel und Seefeld in Tirol, an Innsbruck vorbei, über den Brenner und den Jaufenpass nach Meran runter. Einziges Ziel: Klettern mit Campingplatz.
Für Ersteres waren alle Weichen gestellt, Zweiteres sollte sich schwieriger gestalten als gedacht, denn in ganz Meran und Umgebung, gab es keinen Platz für ein kleines Zelt und zwei Kletterer – fast keinen Platz. Andreas hatte bereits fünf Plätze abgeklappert und dann doch noch einen wunderbaren Waldcampingplatz (so auch der Name) gefunden. Gute Erfahrung, dass das immer noch klappt so ganz ohne Plan und Peil. 
Also Zelt aufgebaut und am selben Tag noch zum Klettern in ein Gebiet namens Juval, keine zehn Minuten vom Campingplatz in Naturns entfernt und mit nur sieben Minuten Zustieg (der echt toll gestaltet ist) direkt zwischen Apfelbäumen und dem Bach gelegen erheben sich wunderbare Gneislinien im Schnitt bis zu 20 Metern und mehr. Die Absicherung ist ein Traum und die Schwierigkeiten tummeln sich von französischen 4ern bis hin zur französischen 8b. Griffig und rauh stehen die Felswände da und schreien förmlich danach beklettert zu werden. Die vielfältigen Namen der Routen laden definitiv zum längeren Verweilen ein. Einzige Wehmutstropfen sind die vielen Menschen und natürlich der enorme Wind der immer wieder durch die Felswände weht. Allein der Zustieg macht jedoch alles wett, was nicht Fels und Routenführung wett machen. Am Bach entlang, über einen kleinen Holzsteg und einen super kurzen Klettersteig um einen Felsen über den Bach und schon eröffnen sich hundert Möglichkeiten.
Das Klettergebiet sollte unseren Mann mit Partnerin auch am nächsten Tag bei Laune halten. Vom Wind verweht und mit Sand gefüllt, aber glücklich und zufrieden ging es dann am selben Abend und auch am darauffolgenden schnell ins Bett. Zuvor noch ein kurzer Abstecher in eins der vielen kleinen Restaurants und in den Campingplatz eignen Pool, durch die Dusche in den Schlafsack. Kaputt aber eben glücklich und zufrieden.
Am Samstag konnten die beiden das ganze Spektakel wiederholen. Selbes Gebiet, andere Routen, gleicher Wind, gleicher Zustieg, gleiche Sonne, gleiches Abendprogramm.

Die schneebedeckten Gipfel gegenüber der Süd-West-Wand vom Klettergebiet „Marchegghof“. Schneetreiben und Sonnenschein haben sich abgewechselt.Sonntags dann eine andere Entscheidung. Eine Fahrt auf 1950 Meter über dem Meer. Ein Gneisfelsriegel in den Tiroler Bergen. Vom Feinsten und Besten, was unserem Andreas je unter die Finger gekommen ist. Das Klettergebiert Marchegghof bietet nach einer kurvenreichen Anfahrt durch kleine und große Dörfer und vorbei am Stausee eine unglaubliche Kulissen, unglaublich tollen Fels, gigantische Routen von meist 20 Metern und mehr, die sehr an hochalpines Klettern erinnern und gleichzeitig eine sehr durchdachte und gute Absicherung bieten. rauher Fels ist hier gar kein Begriff, der Grip war bombastisch und die Schuhe und Hände schienen an den Felsen zu kleben. Auf dieser Höhe (nach nur 9 Minuten Zustieg vom Parkplatz aus) war jedoch auch das Wetter ein anderes als im Tal. Der Fels warm, das Gras trocken unter den Füßen, die Sonne zwischen den Wolken hervorspitzelnd und von den hohen Bergen ringsumher wehte der Schnee vorbei. Kurios und berührend dieser Anblick und doch irgendwie beflügelnd, denn auch die Kletterei machte irrsinnig viel Spaß, trotz Wind und Schnee. Etwas kalt war es, aber das machte unseren beiden Kletterern nichts aus. Eine Daunenjacke musste für beide reichen, die zweite lag nämlich in Bichl daheim. Hochalpines Feeling bei Schneetreiben und wunderbar warmen Felsen in tollen Linien. Sehr beeindruckendes Erlebnis.
Dennoch reifte der Entschluss bereits am Abend zurück zu fahren, denn der Schnee verhieß nichts Gutes für das Wetter im Tal und somit auch für das Zelt am Campingplatz. Also nach der Abfahrt, Zelt zusammen gebaut, eine Suppe gegessen und auf den Heimweg gemacht, bevor am nächsten Tag dann alle anderen aus ganz Italien zurückfuhren. Am selben Abend kam unser Paar noch zuhause an und siehe da, auch in Bichl Wintereinbruch.
War wohl die richtige Entscheidung zu fahren und doch baldmöglichst wiederzukommen, denn die drei Stunden Fahrt lohnen sich schon sehr und das Urlaubsfeeling von „Ich bin ganz weit weg“ kommt schon am ersten Tag auf.
Von usn definitiv eine Empfehlung, aber fahrt am besten hin, wenn sonst keiner fährt, dann wird die Suche mit den Campingplätzen erleichtert.