Bergzeit Alpincamp – Eisklettern mit Grivel

Der diesjährige Winter ist auf der deutschen Seite der Alpen, da wo auch die Bergzeit Zentrale in Otterfing steht, bisher eher bescheiden und langweilig gewesen. Bei den Nachbarn in Österreich sah es da in den letzten Wochen anders aus und so war nicht weiter verwunderlich, dass das Bergzeit Alpincamp mit Grivel im Eis stattfand. Genauer im Eispark Osttirol mit Unterkunft im Matreier Tauernhaus.
„Acht Recken sollt ihr sein“ und so kam es, dass diese acht – unter ihnen zwei Damen – loszogen, um sich im Eis gütlich zu tun. Unter diesen acht befanden sich vier Teilnehmer, die beim Gewinnspiel zur Teilnahme am Alpincamp mit Grivel ausgewählt wurden. In Begleitung von Bergzeitler Dan Giersdorf, Grivel-Experte Thomas Oppermann und Bergführer und „Freesolobegeher des Cerro Torre“ Markus Pucher, konnten Kathi, Martin und Flo, sowie Anja (als Nachnominierte) nicht nur „ein bisserl Eisklettern auschecken“.


Anreisetag war Freitag, Treffpunkt um 17:00 Uhr. Hat bei fast allen geklappt, einzig die zweite Dame war nicht anwesend und so kam es, dass spontan Anja angerufen wurde und sich auf den Weg machte. Die weiteren Teilnehmer konnten nach einem ausgiebigen Kennenlernen und dem 3-Gänge-Menü im Matreier Tauernhaus erste Erfahrungen unter Anleitung von Markus Pucher im Schärfen, Feilen und Schleifen von Eisgeräten und Steigeisen erlangen. Die Materialien wurden von Grivel gestellt und jeder Teilnehmer bekam die Chance, alle Materialien in den kommenden zwei Tagen ausgiebig zu testen. Danke an dieser Stelle an Thomas Oppermann und die Firma Grivel.
Die Vorbereitung lies die Gruppe zusammenrücken und nebst Erfahrungsaustausch und Kennenlernen natürlich auch einen gewissen Bezug zur Materie und dem Material bekommen. Fragen nach Vor- oder Nachteilen von Mono- und Duozacken, Effizienz und Krafteinfluss durch den Radius des Eisgeräteschafts und anderweitiges wurde unter fachkundigen Augen erörtert und verdeutlicht.
Ein gemütlicher Ausklang in der Stube lies für die nächsten beiden Tage Gutes erahnen.

Rein ins Geschehen am Samstagmorgen mit einem ausgiebigen Frühstück und der Besprechung der Tagesplanung. Danke an dieser Stelle an das Matreier Tauernhaus und die Vielfalt am Buffet und die Möglichkeit Brotzeit (Jause, wie es in Österreich so schön heißt), sowie heißen Tee einzupacken. Bei strahlendem Sonnenschein rückt die Truppe aus, bepackt mit allem, was notwendig ist, um einen Tag im Eis sportlich und effizient und natürlich warm zu verbringen. Von Weitem lässt sich der Eispark mit seinen hellblauen Kerzen und eisigen Wänden schon erkennen. Dort angekommen, kümmert sich Markus Pucher um die Einrichtung der ersten Routen, so dass alle TeilnehmerInnen die ersten Versuche im Eispark erstmal risikofrei angehen können und sich ganz auf die Aufgabe Vertrauen in Material und Eis zu gewinnen, konzentrieren können. Die ersten Routen gehen den fitten TeilnehmerInnen relativ gut von der Hand und auch Eisgeräte und Steigeisen harmonieren von vornherein mit den jeweiligen neuen Besitzern. Erste Vorstiegsversuche inkl. Setzen von Eisschrauben werden gestartet und auch die ersten Drytool- und Mixed-Routen finden großen Anklang.
Nach ca. acht Stunden geht es dann gemeinsam und mit vielen Gesprächsthemen zurück zur Unterkunft, denn dort findet heute neben dem erneuten 3-Gänge-Menü noch ein Vortrag von Markus Pucher zu seinen beiden Solobegehungen am Cerro Torre und weiteren Expeditionen (auch mit Filmteam für David Lama) nach Patagonien statt. Zuvor aber noch in die hauseigene Sauna, um die beanspruchten Extremitäten für morgen milde zu stimmen.
Den Abend lassen wir gemütlich zusammen ausklingen und schon wird bewusst, dass morgen bereits der letzte Tag der Reise anbricht. Gute Nacht allerseits…


​Um dann von schrillen Klingeln des Weckers aufzuschrecken, sich vorfreudig und fröhlich und gleichzeitig mit spürbar beanspruchten Armen vom Vortag erneut mit Brotzeit und Gepäck auf den Weg in den Eispark zu machen. Die halbe Stunde Marsch zieht vorbei und schon stehen alle TeilnehmerInnen gerichtet und mit gebanntem Blick im mittelschweren Teil der künstlichen Eisfälle um Markus Pucher beim einrichten der heutigen bis zu 40 Meter langen Eisrouten „über die Schulter“ zu schauen. Die enorme Leichtfüßigkeit und auch die Leichtigkeit der doch fordernden Routen ist irgendwo beneidenswert. Aber nichts destotrotz geht es mutig und motiviert rein in die langen, steilen Routen im hellblauen Eis. Heute ist es so kalt, dass das Sprühwasser von oben auf Kleidung und Helmen gefriert und sogar die Linse des Objektivs eine leichte, klare Eisschicht erhält. Einen halben Tag lang pickeln die Teilnehmer ins Eis um dann zur Krönung noch einen Sektor weiterzuziehen um sich den schweren Routen zu widmen. Zwei lange Vorstiege von Martin und Dan, sowie kurze Vorstiege in den leichten Routen im schweren Sektor komplettieren für alle die Vorsteigeliste, „jeder hat eine gemacht“ und auch Schrauben gesetzt. Es bleibt sogar noch soviel Zeit, dass Markus Pucher für die Gruppe einen Intensivkurs im Standplatzbau im Eis halten kann und über „Ausgleichsstand“ und „abgespannten Stand“ spricht und wie sich das Material im Eis verhält.
Nach einem abschließenden Gruppenfoto geht es ein letztes Mal in Richtung Matreier Tauernhaus, das Equipment von Grivel geht wieder an Thomas zurück, der das Versprechen gibt, die Gewinnboxen mit einem Paar Grivel G22, dem Stealth-Helm in Wunschfarbe und dem Zen35 Rucksack baldmöglichst an die Teilnehmer zu verschicken.
Die Nachbesprechung inklusive Feedbackrunde zu den vergangenen zweieinhalb Tagen vergeht wie im Flug und so recht will keiner aufbrechen, doch die Heimfahrt scheint unausweichlich und so satteln die acht Recken (unter ihnen zwei Damen) ihre Stählernen Rösser und begeben sich auf den langen Weg zurück in den Alltag. Was bleibt sind die Bilder, die Gedanken und natürlich die Erlebnisse und das Wissen um zweieinhalb unschlagbare Tage im Eispark Osttirol mit einer tollen Truppe unter super Führung von Markus Pucher und tolle neue Kontakte.

Den Artikel gibt es auch im Bergzeit Magazin nochmal zu lesen.